Caritas im Bistum Münster kritisiert Internet-Angebot

Caritas: Bundes-Klinik-Atlas führt Patienten in die Irre

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Der Online-Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums soll Patientinnen und Patienten helfen, das passsende Krankenhaus zu finden. Das kann er nicht, begründet die Caritas im Bistum Münster.

Die Caritas im Bistum Münster kritisiert den Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums scharf. Er „führt Patientinnen und Patienten in die Irre“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Dominique Hopfenzitz nach Caritas-Angaben. Eine „irreführende Bewertung“ im Klinik-Atlas werde dem Ruf vieler regionaler, versorgungsrelevanter Krankenhäuser „nicht gerecht“.

Experten aus dem Bistum nennen zum Beispiel die Datengrundlage für das Internet-Angebot „veraltet und teilweise missverständlich“. Angaben seien selbst für Fachleute aus Kliniken „nicht umfassend nachvollziehbar“, sagt Christian Book, Geschäftsführer des Qualitätszirkels katholischer Krankenhäuser im Bistum Münster (QKKM), einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach der Caritas.

Klinik-Altas: „Größe als Kriterium – warum?“

Bemängelt wird etwa, dass in der Filterfunktion der Internetseite die Größe eines Krankenhauses als vermeintliches Qualitätsmerkmal gesehen werde. Helena Weiß von den Alexianern, Träger mehrerer Kliniken, entgegnet laut Angaben: „Auch kleine Fachkrankenhäuser sind spezialisiert auf bestimmte Krankheitsbilder und leisten hervorragende Qualität.“

Zudem seien einige Leistungen im Klinik-Atlas nicht aufgeführt, etwa psychiatrische und psychosomatische Abteilungen: „So werden zahlreiche Kliniken deutlich kleiner dargestellt und das Expertenwissen, welches zweifelsfrei vorhanden ist, nicht berücksichtigt“, rügt Weiß.

Caritas: Klinik-Atlas „nicht intuitiv“

QKKM-Geschäftsführer Book kritisiert zudem die komplexe Suche im Klinik-Atlas: „Intuitiv ist etwas anderes.“ Es gebe etliche Vorschläge zu Behandlungen und Krankheitsbildern. Wer den Atlas nutze, solle sich zuvor mit Ärztin oder Arzt besprechen oder die Suchergebnisse von einer Fachperson einordnen lassen.

Derweil erklärt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, der Klinik-Atlas bleibe online. Angaben würden kontinuierlich aktualisiert, man nehme Kritik und Hinweise sehr ernst.

Ministerium: Klinik-Atlas bleibt online

„Der Klinik-Atlas ist immer nur so gut wie die Daten, die wir bekommen“, so der Sprecher. Fehlerhafte oder alte Daten würden ersetzt, sobald Krankenhäuser bessere zur Verfügung stellten.

Knapp 200 medizinische Fachgesellschaften hatten Ende Mai in einer Stellungnahme gefordert, das Portal aus dem Netz zu nehmen, bis es vertrauenswürdigere Informationen liefere. Die Experten kritisierten unter anderem die Vorläufigkeit der Daten und deren mangelnde Qualitätsüberprüfung.

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