Themenwoche Profanierte Kirchen (5)

Bochumer Kirche wird zum Zuhause aller Religionen

Anzeige

Die evangelische Friedenskirche in Bochum wird als Stadtteilzentrum „Q 1 – Eins im Quartier. Haus für Kultur, Religion und Soziales im Westend“ genutzt. Wie die Umwidmung entstanden ist, zeigt eine Ausstellung über die Nutzung profanierter Kirchen im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen.

Die evangelische Kirche in Bochum ist in den letzten Jahrzehnten so sehr geschrumpft, dass sie nicht mehr alle Kirchengebäude unterhalten konnte. Das betraf auch die Friedenskirche im Stadtteil Hamme-Stahlhausen, die Ende der 1960er Jahre gebaut wurde und nicht unter Denkmalschutz steht.

Im Rahmen des Stadtumbauprojekts Westend entwickelte die evangelische Gemeinde in gemeinsamer Trägerschaft mit dem „IFAK – Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit“ ein Stadtteilbegegnungszentrum als Anlaufstelle für Menschen aller Religionen. Der Treff mit Café, Gruppenräumen, Jugendbereich und Veranstaltungssaal wurde im Kirchengebäude eingerichtet und mit Anbauten ergänzt.

Sakraler Raum für alle Religionen

Themenwoche Profanierte Kirchen
Nahezu jede zweite Kirche in Deutschland wird nach Experten-Einschätzung in den nächsten Jahrzehnten geschlossen. Was also tun mit leeren Kirchengebäuden? Eine Ausstellung gibt Anregungen, wir stellen Beispiele vor.

Teil des Konzepts ist die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Familienzentrum und der Kindertagesstätte. Im ehemaligen Kirchengebäude wurde ein sakraler Raum als Friedenskapelle gestaltet, der dem Rückzug und Gebet für Angehörige aller Religionen gewidmet ist und in der die evangelische Gemeinde im kleineren Rahmen Gottesdienste feiern kann.

Jörg Beste vom Kölner Büro „synergon“ für Sozialforschung, Stadtentwicklung, Sozialraum, Inklusion und Baukultur schreibt über die Umnutzung: „Die Planungen, das Kirchengebäude bei bestehender Widmung als Kirche in ein interreligiös genutztes Stadtteilzentrum mit partnerschaftlicher Trägerschaft umzunutzen, stießen zunächst innerkirchlich auch auf Kritik. Spätestens aber nachdem 2016 ‚Q1 – Eins im Quartier‘ im bundesweiten Wettbewerb der Wüstenrot-Stiftung ‚Kirchengebäude und ihre Zukunft‘ unter 291 Einsendungen einen der beiden Preise gewonnen hat, ist dieses innovative Kirchen-Weiternutzungsprojekt bundesweit bekannt und auch innerkirchlich anerkannt.“

Umbau mit öffentlichen Fördermitteln

Die im Zeitraum von 2013 bis 2015 entstandenen Kosten für Projekt- und Baumaßnahmen beliefen sich auf 2,1 Millionen Euro. Finanziert wurden sie überwiegend mit öffentlichen Fördermitteln und aus dem Städtebauförderungsprogramm „Stadtumbau West – Bochum Westend“.

Die Umnutzung der Friedenskirche erklärt anschaulich die Ausstellung im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“, die vom 1. September bis 7. Oktober zu sehen ist.

Anzeige