Themenwoche Profanierte Kirchen (2)

Raum für Kampfkunst: Kirche in Köln wurde zu einem Aikido-Dojo

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Die frühere evangelische Dreifaltigkeitskirche in Köln ist zum Trainingsort für japanische Kampfkunst geworden. Wie die Umwidmung entstanden ist, zeigt eine Ausstellung über die Nutzung profanierter Kirchen im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen.

Seit 2023 wird in der früheren evangelischen Dreifaltigkeitskirche im Kölner Stadtteil Ossendorf regelmäßig die Kampfkunstart Aikido trainiert. Die Gemeinde wollte das Anfang der 1960er Jahre errichtete Kirchengebäude erhalten, nachdem das Presbyterium 2019 die Entwidmung der Kirche beschlossen hatte.

Bei dem Kirchenbau handelt es sich um einen schlichten Beton-Sakralbau. Prägend ist das auf einer Seite tief heruntergezogene Satteldach. Der Innenraum war schlicht gehalten. Das Kirchengebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Ort der Meditation

Der Kölner Architekt Paul Böhm hat das Gebäude so umgebaut, dass es weiterhin ein offener Ort bleibt, in dem Besucherinnen und Besucher zur Ruhe kommen können. Die Kirche wurde in ein Aikido-Dojo transformiert.

Ein Dojo ist ein Ort der Stille, an dem meditiert und trainiert wird. In Japan bezeichnet der Begriff die Trainingsräume für Kampfkünste sowie auch Meditationsräume in Zen Klöstern. „Do“ steht dabei für den Weg, „jo“ für den Ort. Aikido ist eine spezielle Selbstverteidigungskunst, die ebenfalls aus Japan entstammt. Teil der Lehre ist eine ausgeprägte Friedensethik.

Ein freier Raum

Themenwoche Profanierte Kirchen
Nahezu jede zweite Kirche in Deutschland wird nach Experten-Einschätzung in den nächsten Jahrzehnten geschlossen. Was also tun mit leeren Kirchengebäuden? Eine Ausstellung gibt Anregungen, wir stellen Beispiele vor.

Aus der Dreifaltigkeitskirche ist ein Ort der Ruhe, Einkehr und Möglichkeit zur Selbstfindung geschaffen worden, der so die Tradition der kirchlichen Nutzung aufnimmt. Der ehemalige Gottesdienstraum wurde in seiner vollen Größe als puristischer und freier Raum belassen.

Funktionelle und spirituelle Nutzung

Kurator Felix Hemmers sagt über das Beispiel: „Bei der Umnutzung der Dreifaltigkeitskirche in Köln-Ossendorf ist eine einzigartige Kombination von funktioneller und spiritueller Nutzung gelungen, die architektonisch in besonders durchdachter und reduzierter Form umgesetzt werden konnte. Es ist ein Ort entstanden, der der Gemeinde weiterhin eine Verbundenheit mit der Kirche ermöglicht und zugleich lebendig bleibt und dabei Aspekte der Stille und Einkehr berücksichtigt.“

Die Umnutzung dieser Kirche erklärt anschaulich die Ausstellung im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“, die vom 1. September bis 7. Oktober zu sehen ist.

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