Sommer-Auszeit: Tipps der Redaktion (2)

Speyer: Ein Dom nicht nur für Kaiser und Königinnen

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Weit sichtbar gehören die Türme des Speyerer Doms zu den Wahrzeichen der Stadt in der Pfalz. Eine Entdeckungsreise lohnt sich allemal, besonders für diejenigen, die sich für Geschichte und Kultur interessieren.

Ein Rundgang durch die Stadt beginnt fast zwangsläufig am Kaiserdom. Das 1061 geweihte Gotteshaus St. Maria und St. Stephanus zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur. Der Speyerer Dom ist zugleich das größte erhaltene romanische Gotteshaus der Welt.

Da wundert es nicht, dass der Kirchenbau in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden ist. Man darf sich für eine Besichtigung des Doms Zeit nehmen und eintauchen in die Welt des Mittelalters. Vier Kaiser, drei Kaiserinnen und Könige aus den Häusern Habsburg, Staufen und Nassau sind hier begraben. Es sind steinerne Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, die aber erahnen lassen, wie Menschen vor 1.000 Jahren die Welt betrachtet haben.

Speyer ein Ort der europäischen Geschichte

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Aus der Krypta (Unterkirche) und der Grablege hinaus kann über den Kaisersaal eine Aussichtsplattform in 60 Metern Höhe erreicht werden. Viele Stufen sind zu gehen. Doch es ist der Mühe wert: Ein einzigartiger Rundblick über die Stadt und die Rheinebene lassen die Schweißtropfen wieder trocknen. Die Fernsicht kann bei gutem Wetter bis zu 50 Kilometern reichen.

Speyer ist nicht nur ein Ort der deutschen Geschichte, sondern auch der europäischen. 1146 besuchte der heilige Bernhard von Clairvaux Speyer, um dort König Konrad III. zu einem zweiten Kreuzzug zu bewegen. Wie schon beim ersten Kreuzzug war auch jetzt die jüdische Gemeinde in Speyer, die sich in Nähe des Doms niederließ, in Gefahr. Denn fanatisierte Kreuzfahrer hassten die Juden. Es kam zu Judenverfolgungen, die aber durch den Schutz des Bischofs abgeschwächt werden konnten.

Judenhof bietet gleich mehrere Sehenswürdigkeiten

Speyer hatte neben Mainz und Worms eine bedeutsame jüdische Gemeinde mit vielen Gelehrten, die europaweit geschätzt waren. Während des ersten Kreuzzugs 1096 verwüsteten Kreuzfahrer am Rhein entlang die jüdischen Gemeinden. Dem beherzten Eingreifen des Speyerer Bischof Johann war es zu verdanken, dass die Stadt die allermeisten Juden schützen könnte. Er hatte sie in seine Burg gebracht, die Verfolger ausfindig gemacht und die Beteiligten anschließend hart bestraft.

Heute können einige Sehenswürdigkeiten der jüdischen Kultur im sogenannten Judenhof, nur wenige Schritte vom Dom entfernt, aufgesucht werden. Der Judenhof war der zentrale Bezirk des mittelalterlichen jüdischen Viertels von Speyer und bestand aus der Synagoge samt Frauenschule, Synagogenhof und Jeschiwa (Hochschule) sowie der in Mitteleuropa ältesten erhaltenen Mikwe, dem rituellen Tauchbad der Juden. An die „Weisen von Speyer“, eine Gruppe der zehn berühmtesten Gelehrten der Talmudschule in Speyer im 12. und 13. Jahrhundert, erinnert heute eine Skulptur im historischen Judenhof.

Zwei Millionen Besucher jährlich in Speyer

Die wechselvolle Geschichte zwischen Juden und Christen wird sichtbar, wenn die Reliquie der im KZ Auschwitz ermordeten heiligen Edith Stein (1891 bis 1942) im Domschatz der Katharinenkapelle betrachtet wird. Die jüdische Philosophin trat 1922 zum katholischen Glauben über. Gefirmt wurde sie im Bischofshaus in Speyer. Danach arbeitete sie als Lehrerin im Speyerer Dominikanerinnenkloster St. Magdalena, bevor sie später Karmelitin wurde.

Speyer ist eine Reise wert – zwei Millionen Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr in die Stadt. Sie wissen, warum. Und es wussten schon die Römer, die am schönen Fleckchen am Rhein die Stadt gründeten. Denn die Geschichte der Stadt beginnt im Jahr 10 v. Chr. mit der Errichtung eines Römerlagers.

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