Einheit der Weltkirche als eine Prämisse

Weltsynode: Hollerich fordert konkrete Vorschläge für Veränderungen

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Die Weltsynode im Vatikan kommt in die entscheidende Phase. Inhalte-Koordinator, Kardinal Hollerich aus Luxemburg, fordert konkrete Vorschläge – ohne die Einheit der Kirche zu gefährden

Der Inhalte-Koordinator der katholischen Weltsynode hat die Teilnehmer am Dienstag aufgefordert, konkrete Veränderungsvorschläge für die Institutionen der Kirche zu machen. Zu Beginn einer neuen inhaltlichen Beratungsrunde über die Zukunft der Kirche formulierte der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich am Dienstagmorgen die Leitfrage: „Wie müssen wir unsere Institutionen (...) neu denken? Welche institutionellen und organisatorischen Formen müssen verändert werden und wie?“

Dabei müssten die unterschiedlichen lokalen und kulturellen Bedingungen berücksichtigt werden – jedoch ohne dabei die Einheit der weltweiten katholischen Kirche aufzugeben. Für diese Einheit stehe der Papst. Aber auch dessen Amt und der Dienst des Vatikans für die Weltkirche müssten gemäß den Anforderungen der heutigen Zeit effektiver gestaltet werden. Hollerich rief die Synodalen auf, dazu freimütig Vorschläge zu machen.

Hollerich kündigt neue Institution der Weltkirche an

Wörtlich sagte der Kardinal: „Der Heilige Vater hat uns hierher gerufen, um auch unseren Rat zu hören, wie er seinen Dienst und den der römischen Kurie heute effektiver gestalten kann. Er hat ein Recht darauf zu erfahren, was wir wirklich denken, ausgehend vom Leben und den Bedürfnissen des Volkes Gottes an den Orten, aus denen wir kommen.“

Ferner deutete Hollerich an, dass es künftig eine neue Institution für synodale Beratungen auf Weltebene geben solle, ließ aber offen, wie diese aussehen werde. Er rief die Teilnehmer auf, nach Wegen und Institutionen zu suchen, um das Prinzip der synodalen Mitwirkung an Entscheidungen in der Kirche allen Gläubigen zugänglich zu machen. Dafür müssten auch die geeigneten „Instrumente“ geschaffen werden.

Jesuit James Martin: Gefahr, dass Weltsynode zu unkonkret bleibt
Der US-amerikanische Jesuit James Martin hat davor gewarnt, dass die Weltsynode keine konkreten Ergebnisse bringen wird. „Die Gefahr eines solchen kollaborativen Prozesses, an dem Katholiken aus der ganzen Welt beteiligt sind, besteht darin, dass alles, was zu einem Konsens führt, natürlich allgemein ist“, schreibt Martin in einem Beitrag für das amerikanische Jesuitenmagazin „America“. Die Herausforderung der Versammlung werde am Ende sein, konkrete Vorschläge in das Schlussdokument einfließen zu lassen. Obwohl Papst Franziskus einige Themen der Diskussion in der Synodenaula entzogen und an Studiengruppen überwiesen hat, kämen diese Themen weiterhin zur Sprache, so Martin. „Wenn man über Ämter in der Kirche spricht, dann kommt die Frage nach der Rolle der Frau in der Leitung und im ordinierten Amt auf. Und wenn es darum geht, Menschen zuzuhören, die sich am Rande der Kirche fühlen, dann kommt das Thema der katholischen LGBTQ (und, in Afrika, derjenigen in polygamen Beziehungen) zur Sprache.“ Die englische Abkürzung LGBTQ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren. Varianten sind LGBTQI, LGBTIQ+ oder LGBTQIA+. Jeder Buchstabe steht für eine eigene sexuelle Orientierung oder Identität. (KNA)

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