Der unübersichtliche Weg zu Beschlüssen und Vorschlägen

Weltsynode: Wie sie berät, was anders läuft als 2023, wie es weiter geht

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Am 26. Oktober soll die Weltsynode in Rom Änderungsvorschläge für die katholische Kirche beschließen. Es geht um Transparenz, Rechenschaftspflicht und Teilhabe an Entscheidungen. Doch der Weg dahin liegt eher im Nebel.

"Das Vortragen theologischer Allgemeinplätze ist seltener geworden. Man kommt rascher auf den Punkt." So beschreibt eine Teilnehmerin den Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Vollversammlung der Weltsynode der katholischen Kirche. Aber werden die rund 320 Männer und rund 45 Frauen bei ihrer laufenden Tagung - anders als 2023 - zu konkreten Beschlüssen kommen?

Die Journalistenfrage löst herzliches Lachen aus: "Natürlich werden wir das. Oder meinen Sie, wir könnten heimreisen und berichten, dass es schön war, vier Wochen miteinander gesprochen und gebetet zu haben?" Der Weg, wie es zu Beschlüssen kommt und was auf der "Vorschlagsliste" der Synode für den Papst landet, ist jedoch nicht nur für Außenstehende unübersichtlich.

Keine Debatten wie im Parlament

Die Medien erfahren nur indirekt, wie Sitzungen verlaufen. Es handelt sich - soviel ist sicher - nicht um Debatten wie im anglikanischen Kirchenparlament oder beim Synodalen Weg in Deutschland.

Bei den Generalversammlungen tragen fünf Redner vor, was sie für wichtig halten. Danach wird meditiert, dann geht es weiter. Manchmal gelingt durch klug abgesprochene Redeabfolgen eine thematische Fokussierung.

Wer nicht Italienisch oder Spanisch spricht, ist im Nachteil

Auch die Zahl der Redebeiträge zu bestimmten Themen unterstreicht deren Dringlichkeit. Etwa bei der Frage der Frauenämter in der Kirche, beim Umgang mit sexuellen Minderheiten - und beim offiziellen Thema der Synode, die "Beteiligung des Volkes Gottes an Entscheidungsprozessen".

Die Gesprächsrunden an den Tischen sind nach Sprachen zusammengesetzt - wobei Deutsch keine offizielle Konferenzsprache im Vatikan mehr ist. Das bringt Nachteile für jene, die weder Italienisch noch Spanisch sprechen.

Die Osteuropäer zeigen sich liberalen Ideen offener

Wenn sie im Plenum auf Englisch reden, ist eher unwahrscheinlich, dass der wenig sprachenbegabte Papst ihnen folgen kann. Er lauscht fast nie der Simultanübersetzung und nimmt daher wohl nur jene Beiträge wirklich wahr, die in einer seiner Muttersprachen vorgetragen werden. Immerhin ist das Synodensekretariat polyglott, sodass nicht nur die in romanischen Sprachen vorgetragenen Ideen den Weg ins Abschlussdokument finden können.

Neben den Sprachen sorgen Kulturen und kirchenpolitische Neigungen für die Bildung von Blöcken. Anders als früher träten die oft konservativen Teilnehmer aus Osteuropa weniger abwehrend auf, heißt es. Sie zeigten mehr Bereitschaft, liberalere Meinungen stehen zu lassen, die sie vor einem Jahr noch als "häretisch" bekämpft hätten. Auch sei der Umgang mit den Deutschen unverkrampfter, die in italienischen Medien als "ultraliberal" gelten.

Weniger Druck von außen durch Konservative

Zurückgegangen sei der Druck von Gruppen am rechten Rand, die früher die Brieffächer der Teilnehmer mit Zettelbotschaften geflutet hätten. Bei den Veranstaltungen am Rand der Synode dominieren diesmal klar die Reformer.

Im Plenum treten, so wird berichtet, die Bischöfe aus Afrika sehr selbstbewusst auf. Sie haben mit ihrem Aufstand gegen das Homosexuellen-Segnungspapier "Fiducia supplicans" Maßstäbe gesetzt.

Kritik auch an Glaubenspräfekt Fernandez

Selbst Synodale, die in der Sache nicht mit dem Aufstand übereinstimmen, geben den Afrikanern im Verfahren recht. "Die Zeit einsamer Entscheidungen eines Glaubenspräfekten sind vorbei. Und als Kardinal Fernandez das jetzt mit seiner Ablehnung des Frauendiakonats wieder versuchte, hat die Synode ihm das nicht durchgehen lassen", bilanziert ein Synodenteilnehmer die Ereignisse rund um den "Fernandez-Bericht" zur Frauenfrage.

Für den 18. Oktober wurde daher eine Aussprache angesetzt. Dann sollen die eigentlich aus der Synode ausgelagerten Arbeitsgruppen zu zehn Spezialthemen - darunter heiße Eisen wie die Frauenfrage oder das Zölibat - den Synodalen Rede und Antwort stehen.

Synodale Debatte auch im Juni 2025?

Inzwischen fordern manche, es müsse eine ähnliche Debatte über diese Themen auch im Juni 2025 geben, wenn die Arbeitsgruppen ihre Endergebnisse vorlegen. Eigentlich sollen sie diese allein dem Papst vortragen. Doch der von Franziskus angemahnte "Mut zu mehr Synodalität auf allen Ebenen" scheint Folgen zu haben.

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