368 Synodale beraten über die Zukunft der Kirche

Weltsynode auf der Zielgeraden: Was wir erwarten können - und was nicht

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Bischöfe, Theologen und Laien diskutieren seit 2021 über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Die Weltsynode soll Laien mehr Mehrbestimmung ermöglichen – falls Papst Franziskus zustimmt.

Knapp vier Wochen lang wird in Rom eine weltweite Synode tagen und über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche beraten. Sie beginnt am 2. und endet am 27. Oktober. Beraten und abstimmen werden 368 Synodale aus allen Erdteilen, 272 davon sind Bischöfe, knapp ein Achtel sind Frauen. Letzteres ist ein Novum in der katholischen Kirchengeschichte.

Die Teilnehmer werden an runden Tischen sitzen und gleichberechtigt reden. Nur Vorschläge, die eine Zweidrittelmehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Keine Schnellschüsse bei Weltsynode erwartet

Beobachter erwarten zunächst keine sensationellen Entscheidungen bei strittigen Fragen wie Zölibat oder Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass diese Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen.

Diese Arbeitsgruppen werden zu Beginn der Synode Zwischenberichte abgeben, die aber nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden sollen. Vorschläge wie die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern hätten angesichts der Zusammensetzung der Synode vermutlich ohnehin keine Zweidrittelmehrheit erhalten.

Gemeinschaftliche Beratung in der katholischen Kirche

Doch auch ohne diese Themen ist die von Papst Franziskus vorgegebene Aufgabe für die Synode spannend: Es geht darum, Wege zu einer „synodalen Kirche“ zu finden – und diese Wege vom Vatikan über die Bistümer bis hinunter in die Gemeinden zu verwirklichen. Dazu müssen, wie es im Vorbereitungstext heißt, klerikale und intransparente Beratungs- und Entscheidungswege überwunden werden.

An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten. An denen mangelte es in der katholischen Kirche bisher oft – wodurch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Vertuschung von Straftaten begünstigt wurden.

Wohl auch deshalb hat Papst Franziskus überraschend angeordnet, dass am 1. Oktober am Vorabend der Synode ein Bußakt im Vatikan stattfinden soll. Dabei soll die Kirche öffentlich Verfehlungen eingestehen – auch solche im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs.

Papst will „Volk Gottes“ stärker beteiligen

Deutlich kritisiert wird im Arbeitspapier der Synode der „Klerikalismus, der auf der impliziten Annahme beruht, dass geweihte Amtsträger niemandem gegenüber für die Ausübung der ihnen verliehenen Autorität rechenschaftspflichtig seien“.

Ein anderes zentrales Anliegen des Papstes für die Synode ist die Beteiligung des „Volkes Gottes“ am Leben der Kirche. Das gilt für Gottesdienste, aber auch für Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Das, was die Weltsynode im Großen vormacht – also die Mitwirkung der Laien – soll auch an der kirchlichen Basis umgesetzt werden.

Für Katholiken im deutschsprachigen Raum, wo schon lange Laien an Gottesdiensten mitwirken und die Pfarrer vieles nicht mehr ohne gewählte Gremien entscheiden können, ist dies nicht wirklich neu. Sie werden sich aber für einen anderen wichtigen Aspekt der Struktur-Reform einsetzen: die Dezentralisierung der Kirche.

Mehr Eigenständigkeit für Bischofskonferenzen

So wird im Arbeitspapier vorgeschlagen, „die nationalen Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind“. Sie sollen die Möglichkeit haben, die „liturgischen, disziplinären, theologischen und spirituellen Ausdrucksformen zu fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind“. Die Bischofskonferenzen sollen also mehr Spielraum erhalten, mit der Kirche in ihrem Land eigene Wege zu gehen.

Ob dies dann sogar Fragen wie den Zölibat oder die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern beinhaltet, sagt der Text nicht. Er betont aber, es solle die „von Papst Franziskus angemahnte und von vielen Bischofskonferenzen geforderte ‚heilsame Dezentralisierung‘ geben“.

Mit Schritten zu mehr Dezentralisierung und Laien-Mitbestimmung geht Papst Franziskus Risiken ein. Schon heute sind die Unterschiede in der Weltkirche erheblich. Der Papst muss aber „den Laden zusammenhalten“. Diese Aufgabe wird nicht leichter, falls die Synode tatsächlich Vorschläge für mehr Eigenständigkeit der Bischofskonferenzen beschließt.

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