Themenwoche „Auszeit vom Alltag“ (3)

Warum ist eine Auszeit vom Kloster so wichtig, Pater Daniel?

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Pater Daniel Hörnemann OSB von der Benediktiner-Abtei in Gerleve (Kreis Coesfeld) beschreibt, warum auch ein Mönch Urlaub braucht.

Ein Bischof, zu Gast in unserer Abtei, meinte fast neidisch „Sie wissen ja gar nicht, wie gut Sie es hier haben!“ Dieses Empfinden teilen viele Gäste, die sich zur Erholung, zur Klärung persönlicher Fragen oder Probleme sowie zur Teilnahme an Seminaren hier einfinden.

Manche kommen aus ihrem Berufsleben heraus für ein bis zwei Tage jeden Monat zu uns, andere zwei oder dreimal im Jahr, um am Leben der Gemeinschaft im Stundengebet, dem Choralhochamt, den geregelten Mahlzeiten, unter Umständen auch an bestimmten Arbeiten teilzunehmen. Sie nehmen sich eine Auszeit im Kloster.

Drei Wochen Urlaub für die Mönche

Die Klostertüren stehen jeder Person, gleich welcher Hautfarbe, welcher Religionszugehörigkeit und welchen Alters gleichermaßen offen. Da kommen nach Sinn und Orientierung, Erholung und nach geistlicher Erfahrung Suchende, religiöse Menschen, die ihren Glauben weiter festigen wollen, junge Leute, die etwa nach dem Abitur oder während des Studiums zu sich selbst und ihren Lebenszielen finden wollen, bis hin zu beruflich stark beanspruchten Männern und Frauen, auch vielen Geistlichen, die einfach einmal abschalten und zur Ruhe kommen wollen.

Mönche hingegen machen jedes Jahr etwa drei Wochen lang Urlaub vom Kloster. Brauchen die das denn überhaupt, gewährt ihnen ihre Umgebung nicht schon genug Ruhe, Entspannung, Gleichmaß? Es ist jedoch ein Unterschied, tagein, tagaus aktives Mitglied einer Gemeinschaft zu sein, deren Leben mitzutragen und mitzugestalten, als gelegentlich die Annehmlichkeiten eines Klosters als Gast zu erleben.

Auch mal Beziehungsstress abbauen

Themenwoche „Auszeit vom Alltag“
Viele Menschen fahren in diesen Wochen in den Urlaub. Einfach mal ausspannen, die Seele baumeln lassen. Doch was ist mit einem Landwirt, einem Manager, Mönch, Piloten oder einer Mutter? Kirche+Leben hat nachgefragt: Brauchen auch Sie eine Auszeit?

Für den, der in die Erholungszeit fährt, ist es ein wichtiger Tapetenwechsel, die Möglichkeit zum Auftanken, zur Erweiterung des Horizontes, zum Gewinn neuer Eindrücke und Ressourcen, zum Blick von außen auf das sonst Alltägliche, zur Wiedergewinnung der Work-Life-Balance.

Urlaub hat zudem zwei Richtungen: Ich mache Urlaub von den anderen und die anderen von mir. Vielleicht fällt dann plötzlich auf, dass der sonst immer präsente und verschiedenste Aufgaben wahrnehmende Mitbruder fehlt. Da wir zwar das Kloster als solches auswählen, nicht aber die dort lebenden Mitglieder der Gemeinschaft, hilft eine Erholungszeit auch, möglichen Beziehungsstress abzubauen. 

Einfach aufatmen vom Kloster-Alltag

Da auch Mönche häufig einen mehr als vollen Terminkalender haben und in den kleiner werdenden Gemeinschaften vieles auf immer weniger Schultern verteilt wird, stellt sich natürlicherweise Ermüdung ein. 

Gut, dass einem die Gemeinschaft auch Zeiten der Erholung gönnt und aus ihrer Kasse finanziert, in die sonst alle Einkünfte der Mitbrüder hineinwandern. Beten, Arbeiten und Studieren brauchen das Pendant des Aufatmenkönnens – auch im Kloster.

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