Klaus Gaßner zum Geist von Olympischen Spielen

Olympia 2024: Zwischen Kommerz und friedlichem Kräftemessen

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Die Olympischen Spiele sind im Gange. Die Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung der Wettkämpfe reißt nicht ab, doch können sie auch Vorbild für ein friedliches Miteinander über Nationen hinweg sein, meint Klaus Gaßner in seinem Gastkommentar.

Ach, wie schön wäre es, wenn der Frieden nun über das Land zöge, während die Athletinnen und Athletinnen in Paris um Medaillen ringen. Man kann dem Papst nur zustimmen und sich ebenso wie er von Herzen wünschen, dass der „Olympische Frieden“ zurückkehre, jenes mythologisch umkränzte Zauberwort aus antiker Zeit.

So alt die Geschichte der Olympischen Spiele ist, so heroisch aktuell sind die Menschen, die nun in schwitzenden Leibchen um vermeintlich ewigen Ruhm kämpfen. Einer hat gar seine Fingerkuppe geopfert, um dabei zu sein, eine weniger selbstausbeuterische Therapie hätte ihm die Teilnahme unmöglich gemacht.

Olympische Spiele sind ein Geschäft

Damit das „immer höher, immer schneller, immer weiter“ auch die Tierwelt begreift, hat eine Reiterin brutal zur Peitsche gegriffen. Die Jagd nach Gold, Silber, Bronze lässt Trainer nicht davor zurückschrecken, mit moderner Technologie den Gegner auszuspähen.

Und dass der „Traum vom olympischen Gold“ oft mit Kanülen, Spritzen und Hormonpräparaten dekoriert ist, die menschliche Körper zu Höchstleistungen trimmen sollen, gehört auch zur Realität des Sports. Olympische Spiele verheißen Eingang in die ewige Liste der Sieger. Aber sie sind eben auch ein Geschäft geworden, wer reüssieren will, muss alles andere dem Erfolg unterordnen. Manch einer zählt auch Moral, Fairness und die eigene Gesundheit dazu.

Olympischer Gedanke liefert berauschende Momente

Der Autor
Klaus Gaßner ist Chefredakteur des Konradsblatts, der Wochenzeitung des Erzbistums Freiburg.

Und dennoch war es eine glänzende Idee, mit der Pierre de Coubertin 1894 dazu aufrief, nationale Egoismen zu überwinden und für internationale Verständigung einzutreten. Die „Jugend der Welt“ solle sich doch lieber in sportlichen Wettkämpfen messen, als sich auf dem Schlachtfeld zu bekriegen. Was für ein hehrer Gedanke – wenige Jahre später begann das Jahrhundert der großen Kriege.

Und dennoch: bei aller schmerzlichen Überlagerung des Ideals „vom fairen Wettstreit in einer friedvollen Umgebung“: Der olympische Gedanke liefert eben auch berauschende Momente. Das ehrliche Ringen um den Sieg, der sichtbare Kampf gegen den eigenen Körper, die evozierte Freude, aber auch große Gesten der Fairness und Mitleid für Unterlegene – das alles fabriziert Bilder, die berühren, oft bewegen und manchmal zu Tränen rühren. Das sind dann die berühmten Gänsehautmomente – nur ganz kurz, aber in eben jenem kleinen Moment ein klitzekleines Vorspiel auf diesen völkerverbindenden Gedanken, den man sich sehr wohl länger wünschen würde.

So gilt auch während Olympia: hier auf Erden kann alles eben allenfalls ein Vorspiel sein. Und vielleicht ein klein wenig den Antrieb liefern, etwas versöhnlicher miteinander umzugehen.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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