Pastoralreferentin Mirijam Held über Begegnungen, die Verwandlung schaffen

Auslegung der Lesungen vom 13. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B

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Ein zwölfjähriges Mädchen liegt im Sterben, und eine Frau leidet seit zwölf Jahren unter unstillbaren Blutungen. Mit beiden Leidensgeschichten konfrontiert uns das Evangelium dieses Sonntags. Pastoralreferentin Mirijam Held legt es aus.

Talita kum! Steh auf und lebe!“ Ein befreiendes Wort, das einst gesprochen wurde und auch heute noch so wirksam ist. Es ist ein Wort, das an uns gerichtet ist. Eines, das aufrichten und die Angst nehmen will. Wir kennen sie bestimmt alle, die Situationen und Momente im Leben, die uns niederreißen, die von Leid geprägt sind.

Viele Themen, unter denen wir leiden, sprechen wir häufig nicht laut aus. Sie werden zu einem Tabu. Die beiden Leidensgeschichten, von denen das Evangelium berichtet, sind zutiefst berührend und symbolisieren das menschliche Streben nach Heilung und Rettung. 

Zwei Leidende

Die Lesungen vom 13. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B zum Hören finden Sie hier.

Ein zwölfjähriges Mädchen liegt im Sterben, und eine Frau leidet seit zwölf Jahren unter unstillbaren Blutungen. Beide sind an einem Punkt angelangt, an dem ärztliche Hilfe keine Hoffnung mehr bietet.

Die Frau, deren Name nicht genannt wird, ist entschlossen, nach Jahren des Leidens und der Ausgrenzung eine Veränderung herbeizuführen. Ich würde sie als hartnäckige, ausdauernde und starke Frau betiteln. Sie tut alles, um gesund zu werden.

Der Mut der Frau

Da hört sie, dass Jesus in der Stadt ist, und ist sicher, dass er ihr helfen kann. Mutig und kühn begibt sie sich in die Menschenmenge. Sie traut ihrer inneren Stimme. Sie glaubt, dass selbst eine kleine Berührung für ihre Heilung ausreicht.

Sie kommt Jesus gerade so nahe, dass sie den gebotenen Abstand aufgrund ihrer Situation wahrt, sich aber doch genug annähert, um geheilt zu werden. Vielleicht nähert sie sich unbemerkt, da sie sich schämt und glaubt, es nicht wert zu sein, Jesus direkt anzusprechen. 

Heilung im intimen Raum

Anders als Jairus, der Vater der Zwölfjährigen. Er ist angesehen bei den Menschen und macht sich an Jesu Seite auf den Weg zu dem Mädchen. In beiden Fällen geschieht die Heilung im intimen Raum des persönlichen Glaubens. Nur die Eltern, einige Jünger und Jesus befinden sich im Raum, als das Mädchen geheilt wird.

Die Frau, die ihren Glauben zurückgezogen und fast heimlich lebt, wird durch die persönliche Begegnung mit Jesus gerettet. Es ist Gottes Antwort auf ihren starken Glauben.

Zeugnis der Vollmacht

Die Heilung der Frau und des Mädchens wird aus dem privaten Raum herausgehoben und zu einem Zeugnis von Jesu Vollmacht und Wirken. „Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden“ (Weish 1,14). Wir dürfen hoffen auf Veränderung, auf Rettung. 

Neben dem persönlichen Glauben und der Berührung Jesu sehe ich einen weiteren Aspekt zur vollkommenen Heilung. Jesus spürt die Kraft, die von ihm ausgeht, als die Frau ihn berührt. Er stellt die Frau zur Rede.

Die Frau bricht ein Tabu

Die Frau mit ihrem Leiden, über das man nicht öffentlich spricht, beantwortet nun freimütig, wenn auch zaghaft, die Fragen Jesu. Sie bricht das Tabu auf.

Der Glaube an Jesus nimmt ihr die Angst und richtet sie auf. In dem Moment, indem sie in der Menge ihre Leidensgeschichte erzählt und Jesus seine Worte an sie richtet, gelangt sie zur inneren Heilung. 

Der Glaube hilft

Mit sich selbst im Frieden zu sein, vollendet die Heilung. „Weil du so fest an mich geglaubt hast, bist du gesund geworden. Gehe in Frieden. Du bist geheilt“, spricht Jesus der Frau zu.

Ihre Tat des Glaubens bricht das Tabu und zeigt der Gemeinschaft, dass Hoffnung besteht, selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens. Es wirkt heilsam für die Frau, über ihr Leiden zu sprechen, und sie findet ein offenes Ohr.

Auch die Zeugen werden verwandelt

Auch wir können Heilung erfahren, wenn wir uns öffnen und unsere Leiden mitteilen. So können Tabus aufgebrochen werden. Die gesellschaftliche Isolierung von Menschen mit physischen, psychischen oder geistige Einschränkungen kann bröckeln.

Die Begegnung mit Jesus verwandelt nicht nur das Leben der Frau und des Mädchens, sondern auch das Leben derer, die Zeugen dieses Wunders werden. Sie eröffnet einen Weg der Hoffnung und des Glaubens, der über das individuelle Leiden hinausgeht und die Gemeinschaft verändert.

Jesus steht auch uns bei

Im Evangelium ist der persönliche Glaube der Schlüssel. Die Frohe Botschaft kann uns ermutigen, wie diese Frau selbst zu handeln und nicht aufzugeben.

In Zeiten der Not können wir uns an Jesus wenden für Hilfe und Kraft zum Weitergehen. Jesus steht uns bei. Begegnen wir ihm im persönlichen Glauben, im intimen Raum, damit er uns zuspricht: „Talita kum!“

Sämtliche Texte der Lesungen vom 13. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr B finden Sie hier.

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